Rede von Christiane Jaquet, Präsidentin von AVIVO Schweiz

Christiane Jaquet, Präsidentin AVIVO Schweiz. Foto: Claude Giger

Heute (20.10.2019 Anmerkung der Redaktion) feiern wir das Jubiläum von 70 Jahre AVIVO und 70 Jahre AHV. Dass diese beiden Jubiläen zusammenfallen, ist kein Zufall.

Denn diejenigen, welche die AVIVO gründeten, hatten einen langen Kampf geführt, bis endlich für die Alten und Hinterbliebenen eine Versicherung eingeführt wurde, die AHV, nach 60 Jahren Kampf, die geprägt warenvon Auseinandersetzungen, Abstimmungsniederlagen und reaktionären Referenden.

Die ersten Renten betrugen 1948 lediglich 40 Franken pro Monat, für Ehepaare waren es 70 Franken!

Seitdem hat AVIVO nie davon abgelassen, für Verbesserungen zu kämpfen. Unsere Broschüre zu diesem Jubiläum zeichnet all diese Ereignisse nach. Doch auch heute noch gibt es viel zu tun!

Von bürgerlicher Seite wird seit jeher ein düsteres Bild der AHV mit Katastrophenszenarien gemalt. Doch das System AHV steht auf einer soliden Basis, ist solidarisch und transparent konzipiert und – es gilt für alle! Die AHV hat bisher sämtliche Krisen überwunden und ist trotz der Zunahme der Lebenserwartung nicht zusammengebrochen. Ganz im Gegensatz dazu die schwächelnde 2. Säule: Die 2. Säule kürzt ihre Renten, obwohl dort Reserven von eintausend Milliarden Franken angesammelt sind…

Alle wissen: Die AHV-Renten sind noch immer zu niedrig. Das ist ein Hohn angesichts eines eindeutigen Verfassungsauftrags. In Artikel 112, Absatz 2 b der Bundesverfassung steht unmissverständlich – Zitat: „Die Renten haben den Existenzbedarf angemessen zu decken.“

Die AVIVO lässt nicht locker:

  • Wir fordern existenzsichernde Renten.
  • Wir fordern, die AHV zur Grundlage unserer Altersvorsorge zu machen.
  • Und wir lehnen eine Erhöhung des Rentenalters ab – für die Frauen genauso wie für die Männer.

Gewisse Kreise lassen Versuchsballone steigen und wollen uns in ihrem Interesse irgendwelche Zaubertränke für eine AHV-Reform schmackhaft machen, als da sind: Erhöhung des Rentenalters für die Frauen, später dann auch für die Männer, oder gar die Umleitung der AHV-Gelder in die 2. Säule was tödliche Folgen für das Umverteilungssystem der AHV nach sich ziehen würde.

Doch wir meinen, es ist das Gebot der Stunde, den eingeschlagenen Weg der AHV weiter zu verfolgen zugunsten eines allgemeinen sozialen Ausbaus dieses Sozialwerks. Die AHV hat ja nach wie vor den Rückhalt bei den Menschen in unserem Land.

Die AVIVO ist der Meinung, dass der obligatorische Teil der 2. Säule allmählich in die AHV integriert werden sollte, wobei selbstverständlich eine Besitzstandsgarantie für erworbene Rechte gewährleistet sein muss.

Dadurch könnte in der Altersvorsorge eine Minimalrente in der Höhe von 4‘000 bis 6‘000 Franken garantiert werden. Es würde dann endlich der in unserer Bundesverfassung festgeschriebene Auftrag für existenzsichernde Renten eingelöst.

Wir hoffen, dass sich andere Organisationen von Rentnerinnen und Rentnern, Parteien und auch Einzelpersonen diesem Vorschlag anschliessen werden.

Die AVIVO ist immer ein zuverlässiger Bündnispartner gewesen, wenn es um Initiativen für soziale Verbesserungen ging, sie hat diese Aufgabe stets mit geselligen Unternehmungen und festlichen Anlässen zu verbinden gewusst.

Denn diejenigen, welche die AVIVO einst gründeten, begriffen, dass die Verteidigung der Anliegen der Renteninnen und Rentner auch mit einer sozialen Tätigkeit verknüpft ist. Denn menschliche Beziehungen sind nämlich für ein gutes Älterwerden besonders kostbar.

Nicht nur – wie uns Spezialisten erzählen – ausreichend Früchte und Gemüse, Omega-Fettsäuren und tägliche Spaziergänge – sind für unser Wohlbefinden wichtig, sondern zusammen etwas zu unternehmen, gemeinsam unsere Erfahrungen zu teilen, das sind die schönsten Momente, und die AVIVO trägt hier Wertvolles bei.

Die Rechte der Rentnerinnen und Rentner verteidigen, gemütliche Anlässe und persönliche Freundschaften pflegen, das ist das Geheimrezept für den Erfolg von AVIVO.

Ich wünsche der AVIVO ein langes Leben!

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