Diskriminierung von Menschen ohne Internet-Anschluss

Im Hinblick auf einen an einem Dienstag im Bethesda-Spital vorgesehenen Eingriff wird Frau A., eine 80-jährige, zweimal gegen Corona geimpfte Dame, aufgefordert, einen nicht mehr als 24 Stunden alten PCR-Test beizubringen. Ohne negatives Testresultat kein Eingriff.

Weil sie über keinen Internet-Anschluss verfügt, begibt sich Frau A. am Freitag von Münchenstein zum Testzentrum Muttenz, um sich für den Montag anzumelden. Dort wird ihr beschieden, eine Anmeldung vor Ort sei nicht möglich, sie müsse sich per Internet darum bemühen! Auf ihren Einwand, sie habe kein Internet, wird ihr von den anwesenden Securitas-Mannen entgegnet, sie solle sich einen Internetanschluss einrichten lassen, allenfalls könne sie am Montagmorgen wieder kommen, um sich testen zu lassen.

Am Montagmorgen dort angelangt, wird Frau A. erklärt, sie könne sich nicht testen lassen, da sie sich nicht angemeldet habe… Das lässt sie sich nicht bieten und setzt sich durch, den Test doch noch zu erhalten. Das Testresultat benötige sie am folgenden Tag. Ja, es würde ihr per E-Mail zugestellt, heisst es. Nein, sie habe kein Internet, man möge bitte das Resultat dem Spital zukommen lassen!
Am Dienstagmorgen, beim Eintreffen im Spital, ist das Testresultat dort nicht auffindbar, weswegen ein Schnelltest gemacht wird, damit der Eingriff doch noch stattfinden kann. (Wer bezahlt die zusätzlichen Kosten?)

Was ist das für eine Organisationsplanung, die es jemandem ohne Internet derart erschwert, sich testen zu lassen?

An dieser Geschichte, die sich kürzlich ereignet hat, zeigt sich exemplarisch, wie Menschen, die in der digitalen Welt nicht zuhause sind, durch die Maschen fallen können. Unsere Rentnerinnen/Rentner-Organisation AVIVO fordert: Für Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – keine digitalen Kommunikationsmittel benützen können, müssen bedienungsfreundliche Alternativen zur Verfügung stehen und zwar in sämtlichen Bereichen des öffentlichen Lebens.

Die 80-jährige Dame ist AVIVO-Mitglied. Sie gelangte an uns und meinte, dass die Öffentlichkeit erfahren müsse, was sie erleben musste. Es ginge ihr primär nicht um sich selbst, sie habe sich ja durchsetzen können, sondern sie möchte, dass anderen Menschen, die sich vielleicht weniger gut wehren können, so etwas in Zukunft erspart bleibe. Der Text erschien am 26. Januar als Leserbrief in der Basellandschaftlichen Zeitung. Vielleicht erinnern sich unsere Leserinnen und Leser an den Text von Nationalrätin Sibel Arslan mit dem zu dieser Geschichte passenden Titel «Automatisierung – wo bleibt der Mensch?» im letzten AVIVO-Bulletin.

PF