Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich immer mehr. Während 2004 die oberen Jahreseinkommen in der Schweiz durchschnittlich 150‘000 Franken im Monat betrugen, stiegen diese 2014 auf 184‘561. Im Gegensatz dazu nahmen die unteren Einkommen ab: statt 2004 8‘116, waren es 2014 nur noch 6‘709 Franken pro Jahr. Das ist unanständig und inakzeptabel! In einem Land, wo der Wohlstand zum Greifen Nahe ist, muss die Solidarität gegenüber sozial schwächer gestellten Menschen funktionieren, sonst bleibt die Präambel der Bundesverfassung, wo es unter anderem heisst «Die Stäke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen» eine reine Floskel.
Auch in unserer Region werden sozial schwächere Menschen benachteiligt: So lehnte die bürgerliche Mehrheit im Baselbieter Landrat Ende des letzten Jahres die längst fällige Anpassung der Prämienverbilligung ab, und das bei einem geplanten Überschuss von über 5 Millionen für das Jahr 2018! «Basel-Stadt wird immer reicher und zählt immer mehr Arme», titelte kürzlich die TagesWoche, in Zusammenhang mit einem für 2018 geplanten Überschuss von 136 Millionen Franken. Es braucht dringend ein Umdenken, damit nicht noch mehr Menschen unserer Region in die Armutsfalle geraten.
Die Petition von ATD Vierte Welt (sie liegt diesem Versand bei) verlangt eine Anpassung der Mietzinsbeiträge für Sozialhilfebezügerinnen und Sozialhilfebezüger in Basel-Stadt und fordert eine sofortige und marktübliche Erhöhung der Mietzinsbeiträge, damit alle Personen, die Sozialhilfe beziehen, weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Frau Z. werden für die Wohnung bloss 700 Franken pro Monat vergütet. Da aber ihr Mietzins 1‘000 beträgt, wird ihr die Differenz von 300 Franken vom Grundbedarf abgezogen. Das hat zur Folge, dass ihr für das Lebensnotwendigste (Ernährung, Kleidung, Telefon, Trambillett, Toilettenartikel etc.) lediglich 600 Franken übrig bleiben. Das ist menschenunwürdig, reicht kaum fürs nackte Überleben.
Claude Hodel,
AVIVO-Mitglied, Sozialdiakon in Rente, Mitarbeiter ATD Vierten Welt, Leitung SP-Seniorenrat Reinach (BL)
Basel, im Januar 2018